

Juli 2020
Dr. med. Monika Golembiewski - Auszeichnung „Pädiater in Krisenregionen“ 2020

Für ihre 25-jährige medizinisch-humanitäre Arbeit in Westbengalen erhielt Dr. Monika Golembiewski im Juni 2020 die mit einem Preisgeld von 5.000 € verbundene jährliche Auszeichnung „Pädiater in Krisenregionen“. Der BVKJ und InfectoPharm als Sponsor übergaben den Preis bereits im dritten Jahr - wegen der Corona-Pandemie allerdings leider nicht persönlich und wie geplant im Rahmen der „Dialogtage 2020“ des BVKJ im Mai in Berlin.
Erfahren Sie hier mehr über die sehr persönlichen Beweggründe zu einem inspirierendem Projekt.
„Als junge Kinderärztin spürte ich, angetrieben durch das Vorbild von Albert Schweitzer und Mutter Teresa in Kalkutta, immer stärker den Wunsch, in Indien für die Kinder medizinisch tätig zu werden. Kurz darauf traf ich den deutschen Schriftsteller Martin Kämpchen, der in Westbengalen eine Abendschule in einem Adivasidorf der Santals eingerichtet hatte und mir erzählte, sie haben dort keinen Arzt und mich anfragte: Komm doch mal! Dies stieß auf offene Ohren und ein offenes Herz und nachdem meine Familie, mein Mann, die beiden Söhne und die Gemeinschaftspraxis grünes Licht gegeben hatten, reiste ich 1994 erstmals nach Kalkutta und dann mit dem Zug nach Santiniketan, Westbengalen.

Mit einem Ochsenkarren wurde ich in ein Santaldorf gebracht und blieb dort vier Wochen. Es war wie auf einer Insel - ohne Telefon, Handy, Strom oder Fahrrad. Ich lebte wie sie in einer Lehmhütte und lernte die Santals kennen und lieben, und auch sie haben mich als eine dazu gehörende Dorfbewohnerin angenommen. Ich behandelte die für mich noch sehr ausgefallenen Krankheiten mit Medikamenten, die ich in meinem Koffer mitgebracht hatte.
Dieses Freundschaftsband wuchs immer fester, so dass ich jedes Jahr in meinen Ferien besser vorbereitet dorthin fuhr und dann auch die ersten Projekte begann wie die Verarbeitung von Heilpflanzen, hygienische Verbesserungen und die Schulung der Mütter. Bald kamen mein Sohn Nico und Freundin Silvia für ein Auslandssemester dazu, um zu sehen, was die Mutter dort wirkte. Wir begannen die ersten Ernährungsprogramme für mangelernährten Kinder und die Schulung von Dorfhelfern in erste Hilfe. Die jungen Studenten bauten einen Lehmofen, backten Brot mit Karotten, Nüssen und Datteln, um die Ernährung der Kinder, die nur aus einer Reismahlzeit täglich bestand, anzureichern. Nico und Silvia haben dann auch ihr Herz an die Santals verloren und kamen die nächsten Jahre regelmäßig mit nach Indien.

Erdnüssen zur Bekämpfung von Vitaminmangel

superinfiziert durch lokale Lehmauflage

arbeiter und Medikamententaschen von
Dorf zu Dorf
Die Erfahrungen im Dorf mit einer hohen Mortalitätsrate von Müttern und Kindern, mit Tetanuserkrankungen der Neugeborenen, Verbrennungen, die unbehandelt blieben, als auch schweren Tuberkulosefällen, die unerkannt blieben, ließen den Wunsch aufkommen, ein Krankenhaus für die Menschen zu bauen. Beseelt von diesem Wunsch, erklärte ich dies einer ansässigen Nonne, auch Ärztin, die zugab, den gleichen Wunsch zu haben, jedoch kein Geld. Der Bauplan sei eigentlich schon fertig. Also haben wir dann - eine Nonne, eine Kinderärztin und zwei Studenten (Ingenieur/Entwicklungsökonomie) - das Krankenhaus geplant und Sponsoren in Deutschland gesucht.

und Aufsicht, während die Eltern auf dem Feld
arbeiten; das Ältere passt auf die Jüngeren auf

indischen Ärztin und Ordensfrau (Karmelitin)

den vorskizzierten Bauplan weiter aus
Im November 2009 gründeten wir in Deutschland den Verein Shining Eyes - medizinische Hilfe für Kinder und sozioökonomische Dorfentwicklung in Indien und begannen zu bauen. Nach einem Jahr schon konnten wir das Erdgeschoss einweihen. Mittlerweile ist das Krankenhaus St. Mary seit neun Jahren mit 40 Betten in Betrieb und wir können TB-Kinder, mangelernährte Kinder und Infektionskrankheiten behandeln. Es berührt mich immer wieder tief, zu sehen, wie ehemals todgeweihte Kinder nach einer Therapie plötzlich munter im Gang herumspringen. Wir arbeiten auch präventiv mit Schwangerenvorsorge, Krebsvorsorge und Vorsorgen für Säuglinge. In 33 Dörfern führen wir Gesundheits-und Ernährungsprogramme durch mit regelmäßigen ärztlichen Untersuchungen, Messungen von Gewicht-Länge-MUAC (mittlerer Oberarmumfang zur Beurteilung des Ernährungszustands) und Hämoglobin.

werden, dass die kostbaren Baumaterialien
nicht gestohlen werden.

Bau kann das erste Stockwerk eingeweiht
werden, schon ein Jahr später das zweite





-Blätter, Sojabällchen, Früchte und Kürbis

In unserem Krankenhaus stellen wir eine Getreidebrei-Pulver-Mischung her und verteilen diese an die mangelernährten Kinder. 33 Dorfhelfer werden wöchentlich geschult, betreuen die Schwangeren und Kinder im Dorf und bringen die Kranken ins Krankenhaus. In den Dörfern werden für die Familien Gemüse- und Obstgärten angelegt, so dass die Ernährung auf natürliche Weise angereichert wird. Wir betreuen in jedem Dorf alle Schwangeren und Kinder unter vier Jahren mit unserem Ernährungs-und Gesundheitsprogramm. Dadurch konnten wir bei den Kindern die Anämierate von ca. 85 % innerhalb eines Jahres bis auf 25 % senken. Unserem Krankenhaus St. Mary haben sich lokale Ärzte angeschlossen: Pädiater, Allgemeinärzte, ein Kinderneurologe, ein Kardiologe und Gynäkologe und auch ein Zahnarzt. Täglich haben wir eine Ambulanz offen und können diagnostisch mit Labor, Röntgen, Sonographie, EKG und EEG einfache Untersuchungen durchführen. Durch die Mangelernährung gibt es gehäuft Herzfehler und Nierenerkrankungen. Wir haben eine hohe Rate an nicht pulmonalen TB-Erkrankungen bei Kindern (Knochen-Abdomen-Gehirnhaut-TB).

(1100 g bei Geburt)


mit einem kleinen Löffelchen in kleinen
Portionen stündlich dem Kind eingeflößt

abgemagert, schwerstkrank

einem Jahr antituberkulöser Therapie
in unserem Krankenhaus
Die Not besteht in der Mangelernährung der Mütter und Kinder und den schwer verlaufenden Infekten (Pneumonien, Typhus, Dengue, Durchfallerkrankungen, Hautinfektionen), wo die Santals nun dankbar zu uns kommen und Hilfe annehmen.
Ich bin tief dankbar für diese Arbeit und weiß uns unter dem Segen Gottes, der diese Berufung mir ins Herz legte und täglich uns begleitet in Seiner Kraft, die wir alle spüren dürfen und uns Vertrauen und Sicherheit gibt.“
Dr. Monika Golembiewski
Im Juli 2020
® Alle Fotos Dr. Monika Golembiewski